Tom Geißler- Gründer - Franz Morish

MEET: Tom – Wie ein Fußballer eine Kaffeerösterei eröffnete

von Tom Geißler

Tom Geißler ist Gründer des Franz Morish . Der gebürtige Oschatzer kommt in seiner Kindheit durch den Fußball nach Leipzig. Er besucht hier das Sportinternat und wird diesem Weg viele Jahre treu bleiben. Als die Sportlerkarriere sich schleichend dem Ende nähert, steht ein nächster Plan schon grob umrissen in den Startlöchern: „Meine Vision war schon immer, mich mit einem Café selbstständig zu machen. Ich wusste nur noch nicht, wie das aussehen soll.“  Wie wurde Tom vom Profifußballer zum Geschäftsführer, Röster und Kaffee Nerd? Und was hat Island ganz initial damit zu tun?

Als das Franz Morish 2017 eröffnet, kennen die meisten unseren Fadenzieher nicht als Kaffee Experten, sondern vor allem als Profifußballer. Aus gutem Grund – sein „erstes Leben“ verbringt er mit Herzblut beim VfL Osnabrück, RB Leipzig oder dem 1. FSV Mainz 05. „Ich bin mit neun Jahren zum Fußball gekommen. Ich habe damals schnell gemerkt, dass da eine Passion ist“, erzählt Tom rückblickend, „es war einfach meine Liebe. Ich glaube, sonst schafft man es auch nicht, diese ganzen Unwägbarkeiten zu meistern.“

„Fußball war einfach meine Liebe. Ich glaube,
sonst schafft man es auch nicht, diese ganzen Unwägbarkeiten zu meistern.“

Für seine Liebe, den Fußball, ist er damals bereit, alles hintenanzustellen. Verletzungen, hartes Training und der Verzicht auf die meisten der Dinge, die das Leben für andere junge Menschen erst lebenswert machen. Die Jahre des In-den-Tag-hinein-Lebens, des Feierns und Sorglos-Seins verbringt Tom auf dem Fußballfeld: „Das war mein Leben – alles untergeordnet, damit man eines Tages vor ganz vielen Zuschauern spielen darf“, reflektiert er. „Das war eine coole Zeit. Ich habe viel erlebt.“

Als der Kaffee beim UEFA-Cup zum Leben erwacht

2005 spielt Tom beim FSV Mainz und bereist im Rahmen der UEFA Europa League – von Armenien über Spanien bis: Island. Und hier soll Toms Entwicklung zum Kaffee Experten initial beginnen. „Es war überhaupt erstmal mega auf Island zu sein“, erinnert er sich und erzählt, dass das Team vorab Videos anschaute, „wie es da abgeht mit den Bedingungen. Übelster Wind – da kam der Ball dir zurückgeflogen. Wir sind gelandet und es war wirklich so.“ Am nächsten Tag steht das Spiel gegen den IB Keflavik in der isländischen Hauptstadt Reykjavik an. „Morgens vor dem Spiel hatten wir ein bisschen Freizeit nach dem gemeinsamen Frühstück. Wir steuerten da so in Reykjavik rum und sind in ein Café rein.“ Tom trinkt schon damals gern Kaffee und mit seinem Vollautomaten zu Hause ist er – aus heutiger Sicht unverständlicherweise – sehr zufrieden. Doch das wird sich in Reykjavik ändern: „Ich bin ohne Erwartungen da rein und habe den – für mich bis dato – besten Kaffee getrunken“, erzählt Tom mit strahlenden Augen. In Skandinavien sei man sowieso ganz anders drauf, was Kaffee angeht, findet er. „Sie trinken Unmengen an sehr gutem Filterkaffee. Sehr helle Röstung, bei der man wirklich merkt, dass Kaffee eine Frucht ist. Und da hat es mich gepackt“, ein handgefilterter Kaffee in einem kleinen, unauffälligen Café in Island setzt einen neuen Standard: Speciality Coffee, „das war das Momentum: Krass, so kann Kaffee auch schmecken!“

„Das war das Momentum: Krass, so kann Kaffee auch schmecken!“

Am Nachmittag krönt Tom den Tag endgültig zu etwas ganz Besonderem. Er spielt damals in einem Team mit dem aktuellen RB Leipzig-Trainer Marco Rose. Kurz vor Spielende schießt „Rosi“ von links außen eine Flanke und gibt Tom die Vorlage für den perfekten Moment: sein erstes UEFA-Pokal-Tor. „Das hat den ganzen Tag natürlich noch abgerundet.“

Eine Tür schließt – die andere öffnet sich

Toms Reise zum Kaffee Nerd beginnt. „Immer, wenn ich irgendwo war, bin ich in Läden rein und habe Kaffee getrunken. Jeder Laden macht es ja anders.“ Es vergehen Jahre des Ausprobierens und Recherchierens. Der Vollautomat weicht alternativen Zubereitungsformen. „Mittlerweile trinke ich nur noch schwarzen Kaffee. Zu Hause fast ausschließlich Aeropress oder Graycano .

„Mittlerweile trinke ich nur noch schwarzen Kaffee.
Zu Hause fast ausschließlich Aeropress oder Graycano.“

Das repräsentiert den Kaffee einfach besser. Was kann die Bohne wirklich?“ Gleichzeitig neigt sich Toms Fußballkarriere schleichend dem Ende. „Als Profisportler weiß man, dass das endlich ist. Irgendwann sagt der Körper Nein.“ Nachdem Tom sich während eines Spiels einen Bandscheibenvorfall zugezogen hat, verdichten sich die Zeichen: „Ich musste ständig zum Trainer und sagen, dass es nicht geht. Das hat mich irgendwann sehr genervt. Wenn du nicht fit bist, bist du auch nicht gut“, erklärt Tom heute seine letzten Monate im Profisport. „Ich habe gemerkt: Das, was ich möchte, kann mein Körper nicht so schnell umsetzen. Das war frustrierend.  Und dann habe ich entschieden, dass ich aufhöre.“

Die Vision vom Rösten und richtig gutem Kaffee

Für Tom ist das Ende des Profisports damals kein Anlass zur Sorge. „Ich liebe Fußball, aber das Business dahinter war nie mein Ding. Ich habe mich nicht richtig frei gefühlt.“ Die Entscheidung, selbstständig sein zu wollen und etwas Eigenes aufzubauen, steht darum vor der eigentlichen Gründungsidee fest. „Meine Vision war immer, mich mit einem Café selbstständig zu machen, ich wusste nur noch nicht, wie das aussehen soll.“

„Meine Vision war immer, mich mit einem Café selbstständig zu machen,
ich wusste nur noch nicht, wie das aussehen soll.“

Im Laufe der Zeit reift der Gedanke, dass sich alles um das Thema Kaffee drehen soll. „Ich wollte etwas eröffnen, das es in der Form noch nicht gibt in Leipzig. Eine Anlaufstelle, wo sich Leute treffen und einfach richtig guten Kaffee trinken können“, fasst Tom heute seine anfänglichen Ideen zusammen. Die grobe Vision erwächst zu einem klaren Ziel: „Es war schnell klar, dass ich nicht nur ein Café aufmachen möchte, sondern eine Marke kreieren wollte, mit der wir sehr, sehr guten Kaffee repräsentieren können. Ich wollte die volle Kontrolle über die Qualität und Gestaltung des Produkts. Darum war auch klar, dass ich selbst rösten werde.“ Inzwischen sind wir als Kaffeerösterei Franz Morish im sechsten Jahr.

What’s next?

Heute blickt Tom auf eine abenteuerliche Entwicklung zurück. Vom Ende seiner Sportlerkarriere bis zur Eröffnung unserer Kaffeerösterei sind viele Geschichten geschrieben worden – hier könnt ihr nachlesen, wie Tom das zweite Mal eine Passion (Kaffee!) zu seinem Job machte: „INSIDE FRANZ MORISH: Eine Gründungsgeschichte. Fest steht, dass Tom mit einer Sache auf jeden Fall Recht behalten soll: „Wenn ich etwas mache, dann ungern halb“, er schmunzelt, „oder nein: Ich mache keine halben Sachen.“